FEEL THE BLUES. die fünfte.


das sehnen ist leise geworden

behutsam ist es unterwegs
in den bildern von damals
erinnert wehmütig, was da so auflichtert.



aber manchmal ist es dann wie früher.
wie du und ich
wenn das sehnen im ziel war.








🔴   🔴   🔴







lebensgefühl

zwischen gestern und morgen
ging ich verloren
sah bilder ohne farben, versuchte klänge
worte zu erinnern
die waren wie verdorrte pflanzen. stehen geblieben. leer





du gehst verloren, wenn nichts mehr kommt
wenn vieles nur noch letztes ist
und so grau wie diese novembertage
an denen sich das leben schon eingerahmt anfühlt



✿   ✿   ✿




fingerübung

auf der weltkarte fährt er
von rechts nach links und von oben nach unten
überwindet mühelos
erhebliche entfernungen, zögert nicht vor deutlichen grenzen
überschreitet sie lustvoll
schwingt sich gedankenschnell durch kartenräume
die ihm noch träume sind






bis dann im speisesaal das essen serviert wird



☆ ☆ ☆ ☆ 





man sagt uns so

immer mehr menschen krähen sich in diese welt

leiden an ihr oder halten sie irgendwie aus
oder sie lassen es krachen
wie auch immer mit wem auch immer





doch wenn dann - eines tages
die letzten feierabende gefeiert sind
treffen sich - sagt man uns - alle auf dieser straße

hinter der kurve




✿  ✿  




traumhaft

im traum
in weicher nacht
waren sie in einer anderen welt
da trafen sie sich
sie träumten denselben traum





aufgewacht
fühlten sie traurigkeit
suchten das erinnern und sehnten sich
zueinander


❤️❤️❤️





es gibt unseren mond nicht mehr





nicht den sommer, nicht das meer
nicht den frühen morgen
zeit nahm die farben aus diesen bildern
alles liegt nun
 staubfrei verpackt
in den schubladen der erinnerung
irgendwo links unten



>>>  <<<






ich werde, denk ich mal so, vermutlich nicht
hundert




da steige ich besser schon vorher 
aus diesem fenster und
verschwinde





◉ ◉ ◉







es war still geworden


ermattete farben
eingetaucht
in die schatten des nichts
über flirrenden ebenen
aus zerstaubten gebeinen
jene stumme klage namenloser ewigkeit





und in weißen gewändern
indenwindenwebendmitdenwindenschwebend
die herren aller zeiten
mit gefälligem wohlgefallen an dieser erde
im fliehenden licht
zwischen den horizonten





*    *    *    *    *    *    *    *    *    *





entzwei


es sind tage wie diese
an denen die stille unerträglicher ist als sonst
wenn alle farben ins dunkel tauchen
und es kalt wird
um mich her
wenn das mosaik deines sommerlachens
in tausend splitter zerspringt







und auch die zeit
nicht zu heilen vermag



*    *    *
(gewünschte alternativfassung eines gedichtes von twilight)


*    *    *    *    *    *    *    *






oft war es still

immer
wenn er in späten jahren
in die welt hinausging
war sein ankommen einem abschied gleich





über freudigem wahrnehmen
und erobern
über jeder genussvollen einkehr
lag etwas ungewisses
so ein hauch von wehmut
und zwischen junger unbekümmertheit
ringsum
war es oft still in ihm






*    *    *    *    *    *    *    *






nie zu zweit





man ist allein
immer und wo auch immer
niemand war je zu zweit, wir waren
vereinnahmt
von gleichgesinnten in gleichsinnigen netzwerken
benommen vom schönen schein unendlicher zweisamkeit
oder
eingefangen von gesalbten reden in langen gewändern
man lernt es zu wissen
wenn die tage weniger werden




*   *   *





als die zeiger

als die zeiger der uhr auf null gingen
war er vorbei
der 29200. tag des lebens.
vorbei waren die kleinen katastrophen
vorbei war gewichtiges oder banal vertändeltes
man hatte ihn ein wenig gefeiert
und dann verabschiedet, wie all die anderen zuvor.

und so war er denn gewesen.
war hinabgedämmert im milden licht der sonne
war eins geworden mit den nebeln des vergessens







dieser tag
der schon einer der späteren war




*   *   *   






 die zeit steht still

(1)

wenn es vorbei ist
scheint die zeit im raum gefangen
alles andere wird weitergehen
draußen werden sie tun und machen wie immer
aber dieser raum hat keine fenster






so fühlt sich das wohl an
wenn man es hinter sich hat


(2)

dieser tag verging mir
lautlos

war ein vorbeigehen
voller weder und nochs und stille

nur das summen im kopf

. . . . . 


(3)

diese dröhnende stille
wenn alles geschehen ist

wird kleiner

und ist dann ganz still
am ende




*    *    *    *    *





nacht ist.




nacht ist.
ja was. nacht.
ist doch immer dunkel.
irgendwie.
tappst da so durch.
irgendwie.
oder irrst da rum.
hell war mal.
schon länger her.



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